InnoTrans 2022: DB Energie zeigt nachhaltige Energielösungen für die Schiene

Artikel: InnoTrans 2022: DB Energie zeigt nachhaltige Energielösungen für die Schiene

Dass DB Energie alternative Antriebe möglich macht, wurde auf der weltweit größten Messe der Schienenverkehrsindustrie deutlich. Das Unternehmen sieht sich als Gestalter der Energiewende und bieten zur Ablösung von Dieseltraktion Lösungen rund um Lade- und Tankinfrastruktur für alternative Antriebe an

Das Ziel ist klar formuliert: Die Bahn will im Schienenverkehr bis 2040 klimaneutral zu sein. Und so stellte DB Energie gleich zwei Hauptthemen auf der InnoTrans vor: Wasserstoff und Biokraftstoff.

Wasserstoff ist das zentrale Thema im Verbundprojekt H2goesRail. Die DB testet gemeinsam mit Siemens Mobility ein innovatives Wasserstoff-Gesamtsystem aus Tankstelle, Zug und Instandhaltungsinfrastruktur. DB Energie verantwortet darin die Entwicklung und Errichtung der notwendigen Wasserstoffinfrastruktur. Zur Funktionsweise der Gesamtanlage interessierten sich viele Besucher und steuerten daher gezielt den DB-Konzernstand an. Marc-Andre Sahba, DB-Gesamtkoordinator im Projekt H2goesRail, beschrieb ausführlich am Modell, wie der grüne Wasserstoff durch Elektrolyse aus 100% DB-Ökostrom erzeugt, verdichtet, im Speichertrailer gelagert und im Tanktrailer aufbereitet und gekühlt wird.

Interessierte Besucher am H2goesRail-Modell der DB Energie (Quelle: Deutsche Bahn AG)
Interessierte Besucher am H2goesRail-Modell der DB Energie (Quelle: Deutsche Bahn AG)

Auf dem Freigelände konnte man dann das Kernstück der Tankstelle  - die weltweit erste vollmobile, flexible Wasserstoffbetankungsanlage „auf  Rädern“ - live in Augenschein nehmen. Durch den mobilen Aufbau besteht jederzeit die Möglichkeit der Standortverlagerung der Betankungsanlage ohne wesentlichen Demontageaufwand. „Der Wasserstoff-Trailer zeichnet sich dadurch aus, dass mit ihm Wasserstoff-Züge schnellbetankt werden können. Erstmalig dauert die Betankung damit nicht länger als die vergleichbare Betankung eines Diesel-Triebzugs (etwa 15 Minuten)“, erklärte Sebastian Zander, Programmleiter Energieversorgung für alternative Antriebe der DB Energie nicht ohne Stolz die Bemühungen der zurückliegenden Monate in der Entwicklung. Grundlage hierfür sei die innovative und neuartige Kommunikationsschnittstelle zwischen Fahrzeug und Infrastruktur, betonte Zander die zentrale Errungenschaft. Erstmalig 2024 wird das grüne Wasserstoff-Gesamtsystem im Rahmen eines einjährigen Fahrgasteinsatzes in Baden-Württemberg erprobt.

Wasserstoff-Trailer der DB Energie (Quelle: Deutsche Bahn AG)
Wasserstoff-Trailer der DB Energie (Quelle: Deutsche Bahn AG)

Dass ‚klimafreundlich unterwegs sein‘ trotz Dieselantrieb auch geht, zeigte die DB Energie anhand des Biokraftstoffs HVO 100 im advanced TrainLab, dem Versuchszug der Bahn. HVO steht für “Hydrotreated Vegetable Oil“ (=hydriertes Pflanzenöl) und besteht vollständig aus umgewandelten biologischen Rest- und Abfallstoffen. „In bisherigen Erprobungen konnte die Eignung von HVO 100 als Diesel-Substitut bestätigt werden“, stellte Mistil Kilicarslan, Leiter Vertrieb Tankdienste des Energiedienstleisters, den aktuellen Projektstand dar. Der Einsatz bietet viele Vorteile: HVO 100 erzielt bilanzielle CO2e-Einspareffekte von rund 90%. „Es ist keine Anpassung des Motors nötig und HVO kann im Tank des Fahrzeuges mit gewöhnlichem Diesel gemischt werden“, stellte er weitere Vorteile heraus. „Er ist farb- und geruchslos und kann ganzjährig getankt werden.“ HVO 100 erfüllt die strengen EU-Richtlinien. Kilicarslan betonte, dass man darüber hinaus bei der Beschaffung des Biokraftstoffs penibel darauf achte, keine Palmfettsäure-Destillate zu verwenden und eine indirekte Landnutzungsänderung zu vermeiden. DB Energie sorgt für die notwendige Infrastruktur und stellt die zuverlässige Beschaffung und Bereitstellung des nachhaltigen Biokraftstoffs sicher. Das Produkt ist bereits an Schienentankstellen-Standorten in Aulendorf, Frankfurt Abst. Bf, Kassel, Westerland/Sylt und Würzburg verfügbar. Weitere Standorte sind ab 2023 in Planung.

Advanced TrainLab der DB (Quelle: Deutsche Bahn AG)
Advanced TrainLab der DB (Quelle: Deutsche Bahn AG)

Bis 2038 soll der gesamte Bahnstrom der DB zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. „Um dies zu erreichen, strukturiert die DB Energie GmbH ihr Portfolio an Vertragskraftwerken und Lieferverträgen grundlegend um, so dass erneuerbare Energien die fossilen Brennstoffe langsam aber sicher erneuern“, so das Eröffnungsstatement von Dr. Andreas Hoffknecht, Geschäftsführer Technik DB Energie GmbH, bei der Podiumsdiskussion zur grünen Bahntechnik zum Thema „Diesel adé – Abschied vom Diesel im Schienenverkehr“. Zwar seien rund 61 Prozent des 33.000 Kilometer langen Schienennetzes in Deutschland elektrifiziert, doch würden noch rund 3.000 Züge mit Dieselkraftstoff betrieben, die CO2-Emissionen verursachten. Diese Fahrzeuge schrittweise auf alternative Antriebe und Kraftstoffe umzustellen, sei das vorrangige Ziel. „Dazu gehören verschiedene Arten von Ladeinfrastruktur für Batteriezüge und die Wasserstoffversorgung einschließlich Bau und Betrieb von Wasserstofftankstellen, aber auch Tests mit dem nachhaltigen Biokraftstoff HVO 100 seien sehr positiv verlaufen“, wird Hoffknecht zitiert. In seinem Abschluss-Statement nach den dringendsten Schritten zur Erreichung der Klimaneutralität in der Eisenbahnbranche gefragt, empfiehlt Hoffknecht: „Neue technische Entwicklungen müssen die Chance erhalten, sich zu etablieren und es ist unerlässlich, eine Kultur der Fehlertoleranz zu schaffen. Es muss erlaubt sein, in neuen Bahnen zu denken, und wir sollten nicht versuchen, neue Ideen in bestehende Regelwerke und Vorschriften zu zwängen.“

Dr. Andreas Hoffknecht (dritter von links) in der Expertenrunde [Quelle: Deutsche Bahn AG]
Dr. Andreas Hoffknecht (dritter von links) in der Expertenrunde [Quelle: Deutsche Bahn AG]